Die Arbeitswelt hat sich schneller verändert als viele Lehrpläne.
KI ist schon längst nicht mehr Zukunftsmusik, sondern Alltag. Ob Excel-Analysen, Textkorrekturen, Recherchen oder Planung: KI-Tools werden in vielen Branchen eingesetzt - auch in Ausbildungsberufen. Trotzdem vermitteln nur rund 10 % der Ausbildungsbetriebe in Deutschland aktiv KI-Kompetenzen an ihre Azubis (Azubi-Recruiting Trends, 2024).
Das Problem? Die Erwartungen der Arbeitswelt steigen schneller als die digitale Bildung hinterherkommt. Wer heute Azubis einstellt, muss sie auf eine Realität vorbereiten, in der KI dazugehört - nicht irgendwann, sondern jetzt.
In Deutschland benutzen bereits mehr als die Hälfte aller Berufstätigen KI am Arbeitsplatz - allerdings informell (BIBB, 2025). Es geht nicht darum, die Nutzung von KI in der Ausbildung zu erlauben, sondern sie aktiv und transparent zu fördern. Deine Azubis kennen die Tools oft schon. Deine Aufgabe als Ausbildungsbetrieb: Gib ihnen einen strukturierten Rahmen, um diese Fähigkeiten gezielt auszubauen und auf den Beruf anzuwenden.
Warum echte KI-Kompetenzen in der Ausbildung jetzt wichtig sind
✅ Azubis wollen lernen, wie man mit KI arbeitet.
Schon in 2024 wünschen sich 90 % der Auszubildenden mehr Inhalte zur KI-Nutzung in ihrer Ausbildung (Azubi-Recruiting Trends, 2024).
✅ KI wurde zur neuen Grundkompetenz.
Das Bundesinstitut für Berufsbildung sieht KI-Kompetenzen als Schlüsselqualifikation. Wer sie nicht vermittelt, riskiert, Talente zu verlieren sowie eine Abnahme an Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit (BIBB, 2025).
✅ Digitale Tools fördern Eigenverantwortung.
Viele KI-Anwendungen stärken genau die Soft Skills, die unsere Unternehmen heute brauchen: Selbstorganisation, kritisches Denken, Medienkompetenz.
5 Wege, wie du KI-Kompetenzen strategisch in deinem Betrieb vermittelst
1. KI gezielt im Berufskontext einsetzen lassen
Statt allgemeiner Tool-Trainings ermöglichst du deinen Azubis die Anwendung dort, wo es beruflich relevant ist:
- Industriekaufleute erstellen mit ChatGPT eine Produktbeschreibung.
- Mediengestalter nutzen Bildgeneratoren zur Ideenentwicklung.
- Fachinformatiker verbessern mit KI-Code-Assistenz ihren Workflow.
2. Praxisprojekte mit KI-Kontext starten
Statt reinem Frontallernen setzt du auf konkrete Herausforderungen:
- Lass Azubis eine Präsentation mit KI-Unterstützung vorbereiten.
- Starte ein Mini-Projekt: "Wie kann ich KI in meinen Arbeitsalltag als Versicherungskauffrau integrieren?"
- Bewertet gemeinsam ein Tool auf Nutzen, Risiken und Grenzen im Ausbildungskontext.
3. KI-Kompetenz als Lernziel verankern
Mach KI nicht zur Zusatzaufgabe, sondern zu einem festen Bestandteil der Ausbildung:
- Definiere Lernziele wie "KI-Werkzeuge reflektiert einsetzen können".
- Dokumentiert KI-bezogene Lernfortschritte im Berichtsheft oder digitalen Ausbildungstagebuch.
4. Qualifizierungsangebote gezielt einsetzen
Nutze etablierte Programme zur Vertiefung:
- IHK-Zusatzqualifikationen für "Digitale Kompetenzen" oder "KI in der Ausbildung"
- Interne Wissens-Sessions von Azubis für Azubis: Peer-Learning funktioniert besonders gut bei Tech-Themen.
5. Transparenz fördert Lernen und Vertrauen
Sprecht offen darüber, wie KI-Tools im Betrieb genutzt werden, und ermutige deine Azubis, ihre Erfahrungen und Fortschritte zu teilen. Dabei geht es weniger darum, wer den besten Prompt schreibt, sondern wie man gemeinsam dazulernt. Ein offenes Lernklima hilft nicht nur jungen Talenten, sondern bringt oft auch neue Impulse für das gesamte Team.
Fazit: Die Zukunft beginnt nicht später
Du musst Azubis heute strategisch und transparent fit für die KI-Arbeitswelt machen. Wer digitale Lernmethoden einsetzt und einfache KI-Anwendungen ins Onboarding integriert, erhöht nicht nur die Ausbildungsqualität, sondern auch die Motivation der jungen Generation. Und stärkt damit langfristig die Wettbewerbsfähigkeit deines Unternehmens.
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Q&A: KI-Kompetenzen in der Ausbildung
Wie fange ich an, wenn ich mich mit KI noch nicht gut auskenne?
Beginne mit kleinen Schritten. Du kannst gemeinsam mit deinen Azubis einfache Aufgaben mit ChatGPT umsetzen, z. B. Texte überarbeiten oder Informationen recherchieren. So entwickelt ihr gemeinsam ein Gespür für sinnvolle Einsatzfelder - ganz ohne Vorkenntnisse. Was zählt ist ein offener Rahmen, um als Team zu wachsen.
Ist das auch relevant für gewerbliche Berufe?
Ja. Auch in technischen oder handwerklichen Berufen kommen zunehmend digitale Tools zum Einsatz, z. B. zur Fehleranalyse, zur Projektplanung oder im Kundendialog. Je früher Azubis lernen, mit solchen Tools umzugehen, desto leichter gelingt ihnen der Einstieg in die vernetzte Arbeitswelt.
Gibt es kostenlose Tools, mit denen Azubis starten können?
Auf jeden Fall. Tools wie ChatGPT sind kostenlos nutzbar und bieten viele Funktionen für den Ausbildungsalltag. So können Azubis direkt üben, wie man KI-Tools praktisch einsetzt und es fallen erstmal keine zusätzlichen Kosten für deinen Betrieb an.
Wie bringe ich das Thema ins Team, ohne Überforderung auszulösen?
Starte offen und transparent. Du kannst z. B. in einer kurzen Teamsitzung vorstellen, wie Azubis KI-Tools nutzen dürfen und welche Ziele ihr damit verfolgt. Wichtig: Es geht nicht um Perfektion, sondern um Lernen im Alltag.
Wie kann ich sicherstellen, dass der KI-Einsatz verantwortungsvoll erfolgt?
Definiere klare Leitlinien: Wann darf ein Tool genutzt werden, welche Ergebnisse müssen überprüft werden, und wo ist KI nicht erlaubt? Ein offener Dialog darüber fördert den reflektierten Umgang mit Technologie und Datenschutz.